Die Textilfabrik Moos, genannt "Moosi"

Die Textilfabrik wurde also von Hauptmann Heinrich Schellenberg 1798 gegründet und aus den Steinen (hauptsächlich) der alten Burg in Weisslingen (1811 bis 1813) gebaut. Das Geld dazu, so behauptet man, stammt aus einem Rachefeldzug gegen das Schloss Kyburg. Daraus soll Hauptmann Schellenberg einige Tausend Gulden gezogen haben. Es ist wahrscheinlich, dass dies der Wahrheit entspricht, inwieweit ist heute aber nicht mehr genau zu bestimmen.  

Jedenfalls, die Firma Schellenberg Heinrich ging Konkurs (1866, Fabrikant Höhn) und Caspar Moos kaufte diese auf und erweiterte sie gewaltig. In den nächsten paar Dutzend Jahren wurden bis zu 800 Angestellte beschäftigt. Somit ist die Moos AG die grösste Webfabrik in unserem Gebiet.  

Nebst Stoffen und Tüchern, welche bedruckt wurden, stellte die Firma A&R Moos AG auch Krawatten, exklusive Hemden und Nastücher her. In den Jahren 1795 bis 1798 war ein Herr Hans Caspar Ulrich Landvogt auf der Kyburg. Von all den 60 Landvögten im Kanton Zürich war Ulrich nicht der Schlechteste (aber wohl auch nicht besonders gut). Jedoch durch die Französische Revolution und durch den Zusammenbruch der alten Eidgenossenschaft, war das Landvolk derart erbittert, dass es auch der Landvogtei Kyburg den Untergang schwur. In geheimen Sitzungen von namhaften Persönlichkeiten, wurde beraten und es wurden Beschlüsse gefasst. Anfangs März 1798 zogen die wehrfähigen Bauern vor die Burg und verlangtem vom Landvogt Ulrich die Übergabe der Burg und die Herausgabe der Kasse. Hierbei taten sich speziell die Bauern von Seen, Russikon und Weisslingen hervor. Letztere wurden eben von unserem Hauptmann Heinrich Schellenberg geführt. Die Kyburg wurde allerdings nicht in Schutt und Asche gelegt. Ulrich hat nämlich der Aufforderung Folge geleistet und die Burg ohne Kasse verlassen. Alles was Wert hatte, wurde geplündert. Das Gastzimmer (Fest- und Rittersaal) wurde arg zugerichtet.   

Man kann davon ausgehen, dass die Kasse vom Landvogt unter den Führern verteilt wurde. Nach mündlicher Überlieferung sollen nach diesem Tag der Hauptmann Schellenberg und ein Zimmermann plötzlich sehr reich gewesen sein. Die Kasse hatte 75'000 Gulden (heute etwa 210'000 CHF) enthalten. Schellenberg soll das Geld gewinnbringend angelegt haben. Schellenberg gründete also eine Spinnerei und Weberei und baute dazu ein Fabrikgebäude (1811 bis 1813). Es entstand die erste Baumwollspinnerei der Gegend. In der Folge entstanden dann ein Wohnhaus, die Schlosserei und die Schmiede und die Scheune.  

Das Wohnhaus war unterteilt in Wohnhaus, Büro und Magazin. Die Gebäude waren bei der Inbetriebsetzung der Fabrik wie folgt assekuriert:

  • Wohnhaus = 10'000 Gulden
  • Spinnerei = 12'000 Gulden
  • Schmiede und Schlosserei = 400 Gulden
  • Scheune = 600 Gulden  
  • Total = 23'000 Gulden (2021 = 64'400 CHF)

Die Spinnerei wurde ausschliesslich mit Wasserkraft betrieben (siehe unsere Ausstellung über Wasserkraftwerke in Weisslingen). Auf der Südseite des Gebäudes befand sich ein Wasserrad, welches vom Brauiweiher und vom Weissenbach bespeist wurde.   

Während der Zeit von 1813 bis 1846 wurde weder an den Gebäuden noch an den Wasserwerkanlagen Änderungen vorgenommen. 1847 starb Heinrich Schellenberg. Sein Nachfolger war Jakob Bosshard. Da die um die Jahre 1850 flau lief, verlagerte Bosshard die Produktion auf das Wattemachen. Das benötigte nur wenige Arbeiter. Das Geschäft hatte keinen Erfolg und so kaufte Johann Jakob Höhn bei einer Gant das ganze Geschäft auf.   

Es war damals wie folgt assekuriert:

  • Wohnhaus komplett = 4'400 Gulden
  • Spinnerei 3'500 Gulden
  • Schmiede = 350 Gulden
  • Scheune = 800 Gulden  
  • Total 9'050 Gulden (2021 = 25'340 CHF)  
  • Verlust = 39'060 CHF

Jakob Höhn führte die Spinnerei wieder weiter, sowie diejenige in Rikon im Tösstal. Das Geschäft verlief jedoch nicht im gewünschten Umfang und viele Arbeiter konnten nicht angestellt werden. Es wurden weder Anbauten noch Umbauten durchgeführt. Im Jahre 1848 liess Höhn anstelle des Wasserrades eine Turbine mit Turbinenhaus bauen. Die Geschäfte liefen wieder besser und Höhn starb 1858 in Weisslingen. Die Witwe Höhn verlegte sich, wegen Geschäftsflaute in Weisslingen, mehr auf das Geschäft in Rikon.   

1866 kaufte Caspar Moos von Irgenhausen-Pfäffikon ZH die Liegenschaften auf, auch diejenige in Rikon. Nun bekam das Geschäft in Weisslingen eine drastische Wendung. Es rentierte ungemein und Moos richtete eine Buntweberei ein und vergrösserte dieselbe nach und nach.   

Im dritten Stock der Fabrik wurden Wechselstühle eingebaut und im Ersten Einschifflerstühle platziert. Im Zweiten wurden waren Spühl- und Zettlermaschinen untergerbacht. 1867 baute Moos einen neuen Webersaal (Webkeller) für 32 Webstühle. Danach kam eine Spühlerei und eine Färberei dazu. Die Schlichterei wurde 1874 gebaut. Die Bleicherei wurde 1875 erstellt.   

Im Keller des Hochhauses wurde ca. 1920 ein Dampfkessel eingebaut. Der erste Heizer der Fabrik wurde Eduard Baumann aus Theilingen.   

1883 kaufte Caspar Moos die Fabrik unterhalb der Mühle (das Fabrikli in Weissental). Dies war eine Zwirnerei. 1885 kaufte er den Gasthof Sonne in Weisslingen (alte Sonne Weisslingen). Er brach das Gebäude ab und baute ein neues Bürogebäude.   

1888 starb Caspar Moos und die beiden Söhne, Albert und Robert, übernahmen die Geschäfte. Sie errichteten ein neues Gebäude südlich des Hochhauses. Im Parterre und im ersten Stock wurden Webstühle eingerichtet und im Dachboden die neuen Zettlermaschinen. 1891 kauften die Gebrüder Moos ihre ersten Arbeiterwohnungen. 1899 wurden an der Strehlgasse drei zusammengebaute Wohnungen aufgekauft und zu sechs Wohnungen für Arbeiter umgebaut.   

1904 wurde in der Fabrik die elektrische Beleuchtung eingebaut. Die nötige Energie dafür wurde selbst erzeugt. Dies war ein enormer Fortschritt. So konnte nun auch zu Zeiten produziert werden, wo vorher alles still stand. 1916 wurde die Firma C. Moos in A&R Moos AG umbenannt.    Ein gänzlicher Umbau des Geschäftes geschah in den Jahren 1919 bis 1921. 1932 wurde der Heizkessel modernisiert und die Warmwasseraufbereitung installiert. 

Quelle: Aus Erzählungen von ehemaligen Mitarbeitern